Sie wünschen sich einen kleinen Rundgang durch unsere Alte Winzinger Kirche (Kirchstraße 40, 67433 Neustadt)? Mit diesem schönen 360° Panoramafoto von Herrn Armin Huck, der uns das Bild zur Verfügung gestellt hat, ist das kein Problem. Klicken Sie einfach auf den nachfolgenden Link.
Zur 360° Ansicht
Besitzer dieses Bildes ist Herr Armin Huck, 67434 Neustadt
Auf der höchsten Erhebung Winzingens, auf der die Alte Winzinger Kirche (St. Ulrich) steht, befand sich bereits um 500 v. Chr. eine keltische Siedlung. Die erste urkundliche Erwähnung Winzingens stammt aus dem Jahre 774 im Zusammenhang mit Schenkungen an das Kloster Weißenburg.
Mauerreste und Plattengräber bezeugen, dass an dieser Stelle bereits zur karolingischen Zeit eine Kirche vorhanden gewesen war bevor im 13. Jahrhundert eine kleine, gotische Kirche errichtet und dem heiligen Ulrich geweiht wurde. Im Jahr 1281 wird erstmals der Pfarrer von Winzingen als "Landdechant" erwähnt.
Zunächst besaß das Bauwerk neben dem Schiff auch einen rechteckigen Chor, von dem aber nur die Ostwand stehen blieb. Auf dieser sind zwei Wandmalereien aus dem beginnenden 14.Jahrhundert erhalten. Dargestellt wird auf den beiden Bildern die Ankündigung der Geburt Jesu:
Auf dem linken Bild steht mächtig der Verkündigungsengel. Er trägt ein faltenreiches, sternenbesetztes Gewand und hebt, Maria zugewandt, mit bedeutungsvoller Gebärde die rechte Hand. Seine linke Hand trägt einen Lilienstab und ein Spruchband mit der Inschrift: "AVE MARIA GRACIA PLENA". Der Mantel des Engels ist blaßgrün, das Untergewand gelblich, die Flügel buntschillernd. Umrahmt wird das Bild von drei Streifen in den Farben grün, gelb und rot.
Das rechte Bild zeigt Maria, den Kopf demütig zur Seite neigend. Die Haltung ihrer Hände signalisiert Ergebenheit und Gehorsam. Aus einem kleinen Doppelfenster links oben schwebt eine Taube herab als Sinnbild des Heiligen Geistes. Zur Seite der Jungfrau befindet sich eine Vase mit einer Lilie, dem Symbol der Reinheit. Maria ist mit einem blauen Untergewand und einem roten Mantel bekleidet.
Diese beiden Wandmalereien wurden im Jahr 1912 mit Sackleinen sorgfältig abgedeckt und unter Verputz gelegt (gerüchtehalber wurde erzählt, dass den Gottesdienstbesuchern die mächtigen Hände der beiden Gestalten nicht gefallen hätten).
Im gleichen Jahr wurden auch die Malereien an Teilen der Süd- und Nordwand übertüncht, die Stationen des Lebensweg Christi darstellen - allerdings stark beschädigt, sodass nur Fragmente erkennbar sind.
In der Reformationszeit ging die Kirche in den Besitz der Protestanten über. 1750 wurde der reformierten Gemeinde Winzingen, die damals aus 45 Familien, 250 Mitgliedern, 40 Häusern und fünf Mühlen bestand, aufgrund der "Religions-Deklaration" des Kurfürsten Johann Wilhelm das alleinige Besitzrecht an der Kirche, dem diese umgebenden Friedhof und dem benachbarten Schulhaus zugesprochen. Das Kirchlein war inzwischen baufällig und zu klein geworden. Auf Initiative des Pfarrers David Gottfried Weber und einiger Presbyter wurde 1730 mit dem Erweiterungsbau begonnen: nur die Ostwand des Chores, die Westwand mit dem gotischen Portal sowie die rückwärtigen Teile des Schiffes blieben stehen - alles andere wurde nach den Längsseiten hin erweitert und eine Empore eingezogen. An der Nordwand wurde ein zusätzliches, breites Barockportal eingesetzt. Eine steinerne Tafel an der Südseite des Kirchenschiffes erinnert an diese Umbaumaßnahme.
Die folgenden Generationen haben das ihre getan die Kirche instand zu halten und zu vervollständigen:
es wurden Glocken, eine Orgel und eine Uhr angeschafft. Der Friedhof im Kirchgarten wurde in die Branchweilerhofstraße verlegt und war dort bis 1904 in Betrieb.
Am 22. August 1904 schlug der Blitz ein und zerstörte die Orgel, die jedoch wieder instandgesetzt werden konnte. Drei Fensterbilder wurden in dieser Zeit angebracht mit den Porträts von Martin Luther (an der Oberseite noch erhalten) sowie von Philipp Melanchthon und Martin Bucer.
Die letzten gründlichen Erneuerungsarbeiten erfolgten in den Jahren 1911 und 1912, in deren Rahmen die Wandmalereien übertüncht wurden. 1926 wurde eine neue Orgel eingebaut zum stolzen Preis von 15.000 Mark. 1928 wurde die Empore erweitert, um dem Kirchenchor Platz zu schaffen.
Der Turm an der Westseite hatte eine recht seltsame Geschichte: ursprünglich als Dachreiter nur für eine Glocke bestimmt sollte er bald eine zweite beherbergen. Aber es fehlte an Raum, sodass beide Glocken nicht ausschwingen konnten - man suchte nach billigen Lösungen. Der zu klein gewordene Dachreiter wurde nach Osten hin geöffnet und ein Holzkasten, der Platz schaffte zum Schwingen beider Glocken, angebaut. Das sah zwar nicht besonders schön aus, erfüllte aber den Zweck. In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 versuchte die deutsche Artillerie, die einmarschierenden Amerikaner noch aufzuhalten - und traf dabei voll den Turm, sodass er einstürzte.
Nach dem Krieg wurde die Kirche hergerichtet und bis zum Jahr 1965 als Gottesdienstraum genutzt. Pläne, den Turm auch wieder aufzubauen, scheiterten an Geldmangel.
Nach dem Umzug in die moderne und viel größere Martin-Luther-Kirche wurde die Inneneinrichtung der Alten Winzinger Kirche - Gestühl, Orgel und Glocken - auf geheimnisvolle Weise demontiert und mit unbekanntem Ziel abtransportiert.
Vorhanden sind die Reste der Kanzel und zwei Grabsteine, deren ältester aus dem Jahr 1424 stammt und das Grab des seinerzeitigen Frühmessners, eines Herrn Jodokus, zierte.
Nachdem im Jahr 1981 bei Sanierungsarbeiten in der Kirche an der Nord-West-Ecke ein altes Grab entdeckt worden war, wurde die Alte Winzinger Kirche unter Denkmalschutz gestellt. Das inzwischen marode Dach und die Außenmauern wurden saniert und die mittelalterlichen Wandmalereien teilweise freigelegt - dies alles mit erheblichem finanziellen Aufwand der Martin-Luther-Kirchengemeinde und mit Zuschüssen der staatlichen Denkmalpflege.
Viele Pläne wurden geschmiedet - und wieder verworfen. So z.B., die Kirche in ein Gemeindezentrum umzufunktionieren.
Am 2. Mai 1996 wurde die "Fördergemeinschaft Alte Winzinger Kirche e. V. Neustadt an der Weinstraße" gegründet. Deren satzungsgemäße Ziel ist "die Erhaltung und Gestaltung der Alten Winzinger Kirche nach den gesetzlichen Bestimmungen der Denkmalpflege, die Öffnung der Kirche für die Allgemeinheit zur Besichtigung und die Nutzung der Kirche für kulturelle und kirchengemeindliche Veranstaltungen sowie die Organisation von Ausstellungen" (§ 2 der Satzung).
Michael Suchanek
Quellen:
- Stadtarchiv Neustadt an der Weinstraße
- Friedrich Krämer und Egon Müller, Neustadt
- Wilhelm Siebert, Pfarrer und Dekan (1932-1965)
Fördergemeinschaft Alte Winzinger Kirche e.V. Neustadt a. d. Weinstraße - Winzingen
Mitgliedsbeitrag: 30,00 € / Jahr
Spendenkonto:
Fördergemeinschaft Alte Winzinger Kirche e.V.
Sparkasse Rhein-Haardt
IBAN-Nr. DE19 54651240 1000625978
Auf Wunsch werden gerne steuerlich abzugsfähige Spendenbescheinigungen ausgestellt.
1. Vorsitzender: | Olaf Kleinschmidt |
2. Vorsitzende: | Ursula Baade |
Schriftführer: | Klaus-Eric Prugel |
Kassiererin: | Rosel Müller |
| |
Vertreter der Martin-Luther-Gemeinde: | Carsten Boeckmann |
Vertreter der Pfarrei St. Josef: | Thomas Ochsenreither |
Vertreter der Stadtverwaltung: | Ingo Röthlingshöfer |
Die nächsten Aufgaben:
- Außenanstrich erneuern / Innenanstrich komplettieren
- Türen aufarbeiten
Information:
Olaf Kleinschmidt
Telefon: 06321/8791535
Mail: olafkleinschmid(at)gmail.com
Ursula Baade
Telefon: 06321/7890
oder per E-Mail an: