Glaube ist Hoffen – ist jedenfalls das Gegenteil von sich fürchten, verzweifeln, auch von Pessimismus und Schwarzseherei. Hoffnung ist ein Überlebensjubel, ein Hoffnungstrotz sogar, ein Widerstandleisten des Einzelnen gegen den Zerfall. Was uns anspornt, ist die Hoffnung, dass vorne ein Ausweg ist. Nur was wir glauben, hoffen, lieben, treibt uns an, trägt uns. Nicht alles, was man erhofft, taugt was, aber nehmen wir Hoffen mal von seiner besten Seite: Gegen sichtbares Scheitern setz‘ auf die neue Chance, die du noch nicht siehst, Mensch. Trübsinn ist die Folge einer falschen Haltung zum Leben: Du siehst dich bestohlen, um deinen Erfolg gebracht, dich ausgebootet und an den Rand gedrängt und rächst dich mit Beleidigtsein, mit Schwarzmalerei und Spielverderben, mit Einstellen von Beziehungen, Verweigern von Lust in vielerlei Form. Dieser Missmut ist auch Argwohn gegen Gott und die Welt. Und wenn Trübsinnigkeit an uns nagt, diese Angst, alles fährt vor die Wand, diese Endzeitstimmung und eine Art von Gefühlskälte um sich greift, dann müssen wir dagegen aufstehen.
Die Zeitspanne der einzelnen Leben hier ist begrenzt, aber die Gnade möge uns gewährt sein, dass wir, wenn wir gehen, das Leben, das uns nährte, auch bereichert haben. Vielleicht einen Unfall verhindert, ein Leben über Wasser gehalten, ein Schicksal erträglicher gemacht, einen Igel überwintern lassen, eine fast zur Ruine verkommene Kirche wieder mit aufgebaut. Ja, es ist auch manches Grauen bei uns, viel Zerstörung. Und doch bleibt der Glaube an eine gottgeliebte Menschheit! Die hat noch viel zu tun und findet vor: Äcker und Quellen, Bodenschätze und das Wissen ums Einfangen der Sonnenenergie. Wir sind erst am Anfang, zwingend notwendig nachhaltig zu wirtschaften, sodass der Nachhall gut ist, dass weiter Wachstum, Saat und Ernte gelingen. Dass Leben weitergeht, so wenig wie möglich von uns beschädigt, so viel wie möglich gefördert – das ist doch des Lebens wert.
Du, hoffe mit, wisse mit, dass Du gewollt bist in einer gewollten Menschheit – um zu bemerken die Schönheit, die Wunderbarkeit all dessen, was ist. Also bestaune das Glücken des Tages, die Farben, die Anmut. Die Menschheit ist gebeutelt, aber der Glaube ist bei uns. Er ist aber eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, ja – dass wir lernfähig sind und die Menschheit das Vertrauen nicht wegwirft: gut zu leben, zu lieben, zu teilen, Freude zu machen, sich und anderen. „Wenn wir zu hoffen aufhören, kommt, was wir befürchten, bestimmt.“ (Christa Wolf). Also: Mut zum Wirken, Besorgen, Schönmachen – ja, mach was schön, mach wen schön; Du, er, sie gehört zu Gott, auch wenn du ihn nicht siehst.
Pfarrer Frank Schuster